Die Frau mit der Seifenkiste
Im
Spiel
planElse Jochem: „…denn die Masse wird nicht rebellisch, die duckt sich!“
Im November 1934 gelang der Gestapo in Oberhausen und Mülheim ein schwerer Schlag gegen die kommunistische und sozialdemokratische Widerstandsbewegung. Zahlreiche Antifaschist*innen wurden festgenommen, auch Heinrich Jochem, Bergarbeitergewerkschafter und Sozialdemokrat. Seine Frau Else wurde nicht verhaftet. Sie übernahm den mobilen Seifenverkauf ihres Mannes, der zur perfekten Gelegenheit wurde, den antifaschistischen Widerstand fortzusetzen. vorschlag:hammer nehmen sich diese wahre Geschichte als Ausgangspunkt, um über antifaschistische Widerstandskämpfe aus der Zivilgesellschaft zu recherchieren und zu Erzählen.
Die Performer (nähern) sich über Umwege. Ziehen den Sammelband “Wir Hoch- und Landesverräter” zu Rate, der anhand von Zeitzeugen-Berichten den antifaschistischen Widerstand in Oberhausen dokumentiert, befragen Historiker und steigen tief in die Archive hinab, wo lichtgeschützt die Prozessakten des Falles Jochem lagern. In schlaglichtartigen Szenen setzt sich auf der weißen Ballhaus-Bühne mit freistehender Wand, die Geschichte einer Frau zusammen, die als Seifenhändlerin mit dem Fahrrad unterwegs war und dem Regime ihren alltäglichen Überlebensmut entgegen setzte. (…) Zu den stärksten Szenen bei der Frau mit der Seifenkiste zählt die Beschreibung der Performerin Gesine Hohmann, wie ihr im Landesarchiv die Zeugnisse aus der Nazi-Zeit zur Verfügung gestellt werden. „Diese Akten wollen gelesen werden“, heißt es dort. „Es ist ein Privileg, dass wir sie haben“. Beeindruckend, diese Wertschätzung. Es warten noch viele Geschichten darauf, erzählt zu werden.
Tagesspiegel, 29.10.2020
von und mit: Berhard la Dous, Kristofer Gudmundsson, Gesine Hohmann, Mohammad Saado Kharouf, Stephan Stock
Bühne: Thomas Giger
Unterstützung Recherche: Ute van Suntum, Peter van Suntum
Anthropologische Beratung: Tran Thi Thu Trang
Fotos: Stephan Glagla